Samstag, 06.07.2024

Chris Löwe im Interview: "In dieser Mannschaft steckt ein guter Geist"

Im Interview am Rande einer Trainingseinheit haben wir mit Chris Löwe über seinen Übergang vom Fußballprofi zum Sportdirektor beim Chemnitzer FC gesprochen. Er hat uns dabei sein Zwischenfazit zur Halbzeit der Sommervorbereitung mitgeteilt und erklärt, ob die Transferaktivitäten des Vereins abgeschlossen sind.

Außerdem haben wir mit dem 35-Jährigen darüber gesprochen, wie das neue Rollenverständnis mit Christian Tiffert funktioniert. Erfahrt außerdem im Text, wie Chris Löwe seine langjährige Leidenschaft für den CFC nun in seine Arbeit als Sportdirektor einbringt und welche Ziele er für die Saison 2024/25 verfolgt.

Chris, du bist aktuell als sportlicher Berater involviert. Ab 1. August übernimmst du offiziell die Rolle des Sportdirektors beim CFC. Wie hast du bisher den Wechsel vom Spieler in diese neue Aufgabe erlebt?

Chris Löwe: Das war natürlich erst einmal mit einer Umgewöhnungsphase verbunden, da ich bis vor ein paar Monaten mein ganzes Leben lang auf Fußballplätzen verbracht habe. Mir begegnet jetzt in Umfang und Intensität ein völlig anderer Alltag. Bisher ist mir der Umstellungsprozess recht gut gelungen. Die Arbeit für meinen Heimatverein macht mir unheimlich viel Spaß, weil der CFC mir am Herzen liegt.

Was hat dich am meisten überrascht während des bisherigen Anpassungsprozesses?

Löwe: Als Spieler war mir nicht bewusst, welche vielfältigen Aufgaben und Anforderungen täglich im Verein bewältigt werden müssen. Der Wechsel zur Rolle eines Funktionärs hat meine persönliche Perspektive dann doch deutlich verändert.

Findest du Zeit, um abzutrainieren?

Löwe: Ja, ich nehme mir die Zeit. Es ist aber tatsächlich nicht so einfach, da eine regelmäßige Struktur reinzubekommen. Es gehört schon etwas Selbstdisziplin dazu. Ich versuche dahingehend konsequent zu sein, um mein Herz und meinen Organismus nicht zu schaden.

Es ist Halbzeit in der Sommervorbereitung. Wie fällt dein Zwischenfazit nach drei Wochen Trainingsarbeit aus?

Löwe: Wir können erst einmal zufrieden sein, wie es bis hierhin gelaufen ist. Das Wichtigste ist, dass wir derzeit keine schweren Verletzungen im Kader zu verzeichnen haben. Schön zu sehen ist, dass man in der Mannschaft niemanden mehr anschieben muss, sondern die Jungs vom ersten Tag an begriffen haben, dass wir maximal in die tagtägliche Trainingsarbeit der Sommervorbereitung investieren müssen, um davon im Saisonverlauf profitieren zu können. Bei allem Ehrgeiz kommt der Spaß innerhalb des Teams trotzdem nicht zu kurz. In dieser Mannschaft steckt schon jetzt ein guter Geist.

Wie schwer wiegt es, dass ausgerechnet die beiden Mittelstürmer angeschlagen sind?

Löwe: Dejan Bozic ist in der Regionalliga ein Unterschiedsspieler. Wir hoffen natürlich, dass er so schnell wie möglich ins Mannschaftstraining zurückkehren kann. Hier brauchen wir allerdings etwas Geduld, damit er seine Probleme im Adduktorenbereich vollständig auskurieren kann. Bei Ephraim Eshele war es eine Vorsichtsmaßnahme. Er hat nur ein paar Tage verloren und ist nun wieder voll belastbar.

Du hast selbst noch unter Cheftrainer Christian Tiffert gespielt. In Zukunft wirst du sein direkter Vorgesetzter. Wie kommt ihr mit der neuen Rollenverteilung klar?

Löwe: Wir schätzen uns menschlich sehr und respektieren die Arbeit des anderen. Dank der flachen Hierarchie beim CFC und unserer ähnlichen Fußballauffassung klappt die Zusammenarbeit bisher reibungslos. Die zeitige Zusammenstellung unseres Kaders in diesem Jahr, zeigt, dass unsere Kommunikation funktioniert.

Er ist bereits seit fünf Jahren beim CFC. Was macht seine Arbeit als Trainer aus?

Löwe: Er ist ein sehr akribischer Trainer, der für abwechslungsreiche und interessante Trainingseinheiten sorgt. Langeweile kommt bei ihm nicht auf. Durch neue Übungen oder Abläufe fordert er die Spieler zusätzlich immer wieder neu heraus, was letztlich ihre Entwicklung fördert. Zudem profitieren die Spieler von seiner langjährigen Erfahrung als Spieler, denn er hat selbst unter zahlreichen namhaften Trainern gearbeitet.

Sind weitere Neuzugänge bis zum Transferschluss ausgeschlossen?

Löwe: Im Fußball sollte man nichts ausschließen. Wenn alles wie geplant läuft, bleibt der Kader unverändert. Allerdings könnten Verletzungen kurzfristiges Reagieren erforderlich machen. Geplant sind derzeit keine weiteren Neuzugänge.

Acht der insgesamt 22 Kaderplätze sind mit Eigengewächsen besetzt. Was erwartest du von den Jungs mit Stallgeruch im Team?

Löwe: Das zeigt die gute Arbeit auf dem CFC-Campus. 36 Prozent des Regionalliga-Kaders kommen aus unserem Nachwuchsleistungszentrum, was echte Chemnitzer Fußballidentifikation widerspiegelt. Diese Identifikation überträgt sich auf die gesamte Mannschaft. Die Spieler brennen darauf, alles für den Chemnitzer FC zu geben, was die Verbindung zum Vereinsumfeld und zur Stadt stärkt. Wenn sich Spieler voll mit dem Verein identifizieren, holen sie aus sich die entscheidenden zusätzlichen Prozente heraus.

Der Dauerkartenverkauf hat direkt in den ersten Tagen gut begonnen. Die Vorfreude auf die neue Saison wächst von Tag zu Tag im Umfeld des Vereins. Welchen Faktor werden die Fans in dieser sportlich so umkämpften Liga spielen?

Löwe: Unsere Fans sind enorm wichtig für die Mannschaft und den Verein. Wir wollen den CFC mit Identifikation, Leidenschaft und ehrlicher Arbeit wieder ins Herz der Chemnitzer Stadtgesellschaft führen und die Menschen für unseren Verein begeistern. In der vergangenen Saison haben wir gesehen, welchen Unterschied ein gut gefülltes Stadion macht. 10.000 Zuschauer auf der Fischerwiese schaffen eine besondere Atmosphäre, die auch den Gegner beeindruckt. Unsere Fans können gerade in engen Spielen der entscheidende Faktor sein.

Der Cheftrainer hält sich bedeckt bezüglich konkreter Saisonziele. Wie lautet deine Zielstellung als Sportdirektor für die kommende Spielzeit?

Löwe: Unsere Botschaft an die Mannschaft ist klar: Wir streben eine deutliche Verbesserung im Vergleich zur letzten Saison an. Unser Fokus liegt dabei nicht ausschließlich auf einer bestimmten Platzierung in der Tabelle, sondern vielmehr auf einer kontinuierlichen Entwicklung des Teams. Ich möchte, dass wir uns auf unserem Weg grundsätzlich nicht mental limitieren.

Wie stark wird die Konkurrenz in der kommenden Saison?

Löwe: Die Regionalliga Nordost ist die Liga der ostdeutschen Traditionsvereine und sportlich auch deshalb brutal attraktiv und zugleich brutal umkämpft. Vor Saisonbeginn können wir nicht genau sagen, was für uns das Maximalmögliche sein wird, was wir erreichen können. Das wird sich dann erst im Verlauf der Saison zeigen. Wir streben danach, nach jedem Erfolg konsequent den nächsten anzustreben, selbst wenn das nicht immer gelingt. Diese Mentalität und Denkweise möchte ich fest in unseren täglichen Arbeitsablauf beim CFC verankern.

Herzlichen Dank für das Gespräch, Chris.

Interview: Ulli Ludwig