Donnerstag, 05.09.2024

ARD-Sportschau über Pyrotechnik im Stadion: Das Norwegische Modell und der "Chemnitzer Weg"

Pyrotechnik und den Fußball verbindet eine lange gemeinsame Geschichte. Schon seit Anfang der 1960er-Jahre zünden Fans in deutschen Stadien Feuerwerkskörper. Kaum zu glauben, aber wahr: Zu Beginn unterstützten Vereine und Verbände das Abbrennen der Bengalos in den Stadien (Quelle: 11Freunde). In den letzten drei Jahrzehnten änderte sich das Verhältnis der Verantwortlichen zum Spiel mit dem Leuchtfeuer.

Trotz hoher Strafzahlungen für den Einsatz von Pyrotechnik in Stadien brennt es in deutschen Fankurven weiter. "Wenn das Ziel ist, dass nicht mehr gezündet wird, dann wirken die Strafen überhaupt nicht", kritisiert die Soziologin Stephanie Moldenhauer, die zu Konflikten im Fußball forscht. Stattdessen versuche der DFB zu demonstrieren, "wir haben die Sache im Griff", erzählt sie.

Währenddessen geht Norwegen neue Wege: Dort ist Pyrotechnik nun in Stadien der ersten und zweiten Liga unter strengen Auflagen erlaubt. Anders Kjellevold von der Norwegischen Fanvereiningung "Norsk Supporterallianse" betont: "Die Behörden müssen akzeptieren, dass Pyro ein Teil der Fußballkultur ist und es nicht verschwinden wird."

Ziel des Pilotprojekts ist es, die Sicherheit zu erhöhen und unerlaubten Pyroeinsatz zu minimieren. Fans müssen über 18 Jahre alt sein, eine Schulung durchlaufen und dürfen nur in markierten Stadionbereichen abbrennen. Am Ende der Saison sollen die Erfahrungen ausgewertet werden.

Tommy Haeder, Geschäftsstellenleiter des Chemnitzer FC, sieht im norwegischen Modell eine sinnvolle Alternative. Der DFB hatte ein ähnliches Projekt in Chemnitz, den "Chemnitzer Weg" in den 2010er-Jahren gestoppt, da es den Statuten widerspricht. Haeder fordert ein Umdenken: "Die Verbotspolitik weckt Frust bei den Fans. Wir sollten dringend umdenken!" Auch Kjellevold appelliert an den deutschen Fußball, Verbote zu lockern: "Legale Pyro ist eine Maßnahme, um die Sicherheit zu verbessern."

Doch der DFB bleibt skeptisch. Eine Bewertung des norwegischen Modells sei derzeit nicht möglich, da detaillierte Informationen fehlten. So bleibt die Pyro-Debatte in Deutschland weiter hitzig – eine Lösung scheint nicht in Sicht.

(Quelle: www.sportschau.de: Pyrotechnik im Stadion – Strafen ohne Wirkung)