Donnerstag, 05.09.2024

Helmut Brunhuber im Interview: "Kontinuität ist eine Philosophie des Vereins"

Auch der Vorstand des Chemnitzer FC blickt auf ereignisreiche Tage an der Gellertstraße zurück. Im Gespräch mit dem Vorsitzenden Helmut Brunhuber haben wir die Rolle des ehrenamtlichen Vorstands bei der Beurlaubung des ehemaligen Trainers Christian Tiffert beleuchtet. Der 53-Jährige äußerte sich außerdem zur sportlichen Entwicklung des Vereins und sprach über die Arbeit seines neuen Vorstandskollegen.

Im Interview hob er zudem die Bedeutung der Vereinsmitglieder hervor, da sie die Entwicklung des Clubs maßgeblich mitgestalten. Dies wird besonders bei der richtungsweisenden Entscheidung auf der bevorstehenden Außerordentlichen Mitgliederversammlung deutlich.

Helmut, der Verein hat turbulente Tage hinter sich. Auch im Vorstand gab es sicherlich einige Veränderungen. Wie blickst du auf die vergangene Woche zurück?

Helmut Brunhuber: Es war eine sehr herausfordernde Zeit, die uns letztendlich zu einer schwierigen Entscheidung geführt hat. Die sportlich belastende Lage hat sich natürlich auch auf die Stimmung in unserem Privatleben ausgewirkt – da geht es uns im Vorstand, einschließlich Jana Pönisch, Gerrit Sachse, Frank Löbe und Franz Gebhart, ähnlich wie jedem Fan des Vereins. Besonders aus menschlicher Sicht war es schwer, sich von unserem Cheftrainer zu trennen. Christian Tiffert war über fünf Jahre im Verein aktiv und hat viel für den Club geleistet, wofür wir ihm alle dankbar sind.

Welche Rolle spielte der Vorstand bei der Beurlaubung von Christian Tiffert?

Brunhuber: Wir haben unserem Sportdirektor und der Geschäftsführung volle Rückendeckung gegeben und uns bewusst zurückgehalten. Wir sind fest davon überzeugt, dass die sportliche Kompetenz, die für die Ausrichtung unserer Profi-Mannschaft zuständig ist, bei den Verantwortlichen in besten Händen liegt.

Kontinuität ist ein zentrales Thema deiner Amtszeit als Vorstandsvorsitzender. Wie definierst du diesen Begriff im Kontext des CFC?

Brunhuber: Eine Trainerentlassung ist nie einfach, aber manchmal notwendig, um die langfristigen Ziele des Vereins zu sichern. Sportlicher Erfolg bildet die Grundlage für alles, was wir beim Chemnitzer FC tun. Ich verstehe, dass einige Fans die Entlassung von Christian Tiffert als Rückschlag in Bezug auf das Thema Kontinuität empfinden. Doch Kontinuität bedeutet mehr als die Beibehaltung einer einzelnen Person oder eines Trainers. Sie ist eine Philosophie und eine Lebenseinstellung des Vereins.

Im Vorstand gab es auch personelle Veränderungen. Vor kurzem durftet ihr mit Franz Gebhart ein neues Mitglied begrüßen. Wie kam der Kontakt zustande?

Brunhuber: Der Kontakt zu Franz Gebhart entstand über einen unserer Gesellschafter. Im Anschluss führte der Aufsichtsrat ein ausführliches Gespräch mit ihm und entschied sich, ihn in den Vorstand aufzunehmen, um mehr Expertise für die Nachwuchsarbeit zu gewinnen. Franz ist jung, engagiert und stammt aus der Region – genau die Eigenschaften, nach denen wir gesucht haben. Wir freuen uns darüber, dass er uns nun in ehrenamtlicher Funktion im Vorstand unterstützt.

Welche Qualifikationen bringt Franz für diesen verantwortungsvollen Posten mit?

Brunhuber: Franz Gebhart vereint umfassende Erfahrung mit frischen Ansätzen. Er hat viele Jahre als Trainer in Nachwuchsleistungszentren gearbeitet und dort engagierte Arbeit geleistet. Derzeit ist er Grundschullehrer in der Region und soll in Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen unseres Nachwuchsleistungszentrums die Jugendarbeit des Vereins perspektivisch auf ein neues Niveau heben.

Nach den hohen Erwartungen im Sommer war der schwache Saisonstart sicherlich ein Rückschlag für den Verein. Wie bewertest du die sportliche Entwicklung?

Brunhuber: Bereits auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung vor Saisonbeginn habe ich betont, dass der Verein demütig bleiben muss. Trotz der frühen Transfers und der Einschätzung als Mitfavorit durch die regionale Presse wissen wir, dass unsere Fans leidensfähig sind und dem Verein auch in schwierigen Zeiten die Treue halten. Gleichzeitig wollen wir ihnen unabhängig vom Ergebnis mitreißenden Fußball bieten. Leider ist es uns zuletzt nicht gelungen, diese Begeisterung auf den Platz zu bringen.

Welchen Beitrag kann eine steigende Mitgliederzahl zukünftig zum sportlichen Erfolg des Chemnitzer FC leisten?

Brunhuber: Wir streben an, in diesem Bereich Fortschritte zu machen und mehr Menschen in der Region dafür zu gewinnen, Teil der CFC-Familie zu werden. Die Mitgliederzahlen sind im Fußball von entscheidender Bedeutung, besonders für Clubs wie uns, die geringe Einnahmen durch TV-Gelder vorweisen können. Die Mitgliedsbeiträge bieten dem Verein Planungssicherheit und finanzielle Stabilität für die Saison. Eine höhere Mitgliederzahl führt zu mehr finanziellen Mitteln, die den sportlich Verantwortlichen einen größeren Handlungsspielraum verschaffen. Dies wirkt sich insbesondere auf die Arbeit am CFC-Campus aus, wo täglich die Talente im Nachwuchsleistungszentrum ausgebildet werden – die Grundlage für den zukünftigen sportlichen Erfolg unseres Vereins.

Am 20. September steht die nächste außerordentliche Mitgliederversammlung an. Welche Erwartungen hast du an diesen Austausch mit den Mitgliedern?

Brunhuber: Ich freue mich darauf, den Mitgliedern umfassend über die neuesten Entwicklungen im Verein Bericht zu erstatten. Zudem erhoffe ich mir einen offenen und transparenten Austausch sowie eine konstruktive Diskussion während der Veranstaltung. Wichtig ist die bevorstehende Abstimmung, bei der die Mitglieder ihr Votum darüber abgeben, ob der Verein den Catering-Rechtsstreit in der nächsten Instanz vor dem Oberlandesgericht fortsetzen soll. Der Vorstand würde es sehr begrüßen, wenn die Mitglieder diesem Vorschlag zustimmen, da wir dies im Sinne des Vereins für unbedingt notwendig erachten. Diese Abstimmung zeigt, wie wertvoll direkte Demokratie bei uns ist und wie engagiert unsere Mitglieder an der Zukunft des Chemnitzer FC mitgestalten.

Vielen Dank für das Gespräch, Helmut. Wir wünschen dir und dem gesamten Vorstand weiterhin viel Erfolg bei der ehrenamtlichen Arbeit für den Verein.

Interview: Henry Buschmann & Yannic Gillmeister