Freitag, 08.11.2024

Tabellenführer nicht mehr ungeschlagen: CFC gewinnt in Leipzig

Der Chemnitzer FC trat am 15. Spieltag zum Auswärtsspiel beim 1. FC Lokomotive Leipzig an. Beim bisher ungeschlagenen Tabellenführer wartete auf die Himmelblauen ein Kräftemessen mit dem "Team der Stunde" der Regionalliga Nordost, das 16 Pflichtspiele in Folge nicht verloren hatte. Dabei mussten die Chemnitzer auf ihren Cheftrainer an der Seitenlinie verzichten, da Benjamin Duda aufgrund einer Rot-Sperre auf der Tribüne Platz nehmen musste. Vor 5.792 Zuschauern im Bruno-Plache-Stadion zeigten die Chemnitzer einen mutigen Auftritt und wurden dafür am Ende mit einem verdienten 2:0-Auswärtssieg belohnt.

In der Startformation veränderte das Trainerteam nach dem 1:0-Heimerfolg gegen die VSG Altglienicke nichts. Trotzdem musste die Mannschaft erstmal eine schwere Phase gegen den Ligaprimus überstehen.

Lok-Druckphase über zwanzig Minuten

Die Gastgeber legten los wie die Feuerwehr und hatten bereits mit dem ersten Angriff durch Noel Eichinger den Führungstreffer auf dem Fuß – keine 60 Sekunden waren gespielt. Der CFC musste sich direkt gegen die Anfangswucht der Leipziger wehren, um kein frühes Gegentor zu kassieren.

Mit Ephraim Eshele setzte der CFC seinerseits früh einen ersten gefährlichen Offensivakzent im gegnerischen Strafraum. Der Chemnitzer Mittelstürmer nahm den Ball im Strafraum mit dem Rücken zum Tor an, trat auf den Ball und drehte sich geschickt um seinen Gegenspieler. Den Flachschuss aus sechs Metern konnte Andreas Naumann im Leipziger Tor per Fußabwehr klären (4.).

Spielbestimmend blieb jedoch die Loksche. Die Blau-Gelben machten von Anfang an ordentlich Dampf und zeigten in den ersten zwanzig Minuten, was sie derzeit so stark macht: robustes Zweikampfverhalten, Präzision und Schärfe in den Pässen sowie schnörkellose Angriffe über wenige Stationen bis vors gegnerische Tor.

Erlbeck muss runter - Seo bringt den CFC in Front

Die Himmelblauen brauchten in der ersten halben Stunde auch etwas Glück, um dem Dauerdruck der Gastgeber standzuhalten. Co-Trainer Niklas Hoheneder zeigte sich in Vertretung seines Chefs an der Seitenlinie sehr engagiert und griff immer wieder korrigierend ein.

Nach einem Zweikampf mit Zak Piplica schlug Niclas Erlbeck so unglücklich mit dem Kopf auf dem Rasen auf, dass er nicht weiterspielen konnte. Roman Eppendorfer ersetzte den bis dahin bärenstark spielenden Mittelfeldabräumer des CFC (33.). Wir wünschen an dieser Stelle gute Besserung und eine schnelle Genesung, Erle!

Der anschließende Freistoß sorgte im Strafraum der Leipziger kurzzeitig für komplette Unordnung, die Jong-min Seo ausnutzte und mit seinem dritten Saisontor eiskalt zur Führung der Chemnitzer einnetzte – 0:1 (36.). Der Führungstreffer war zu diesem Zeitpunkt sicher etwas glücklich für die Gäste, aber aufgrund eines äußerst couragierten Auftritts beim Tabellenführer keinesfalls unverdient.

Der Rückstand zeigte Wirkung bei den favorisierten Leipzigern. Die Schützlinge von Chefcoach Jochen Seitz suchten bis zum Halbzeitpfiff nach der Klarheit, die ihr Spiel bis zum Gegentreffer ausgezeichnet hatte.

So waren es die Chemnitzer, die durch Artur Mergel gleich zwei weitere Chancen (39./43.) hatten, um noch vor dem Gang in die Kabinen auf 0:2 zu stellen. Es blieb jedoch beim knappen Vorsprung, sodass sich die Zuschauer auf einen spannenden zweiten Durchgang freuen konnten.

Die Leipziger hatten 45 Minuten Zeit, die erste Saisonniederlage abzuwenden, während der CFC beim Duell der zwei besten Defensiven der Liga versuchte, die knappe Führung über die Zeit zu bringen.

Wolter entscheidet nach Schiedsrichter-Verletzungspause

Das erste Ausrufezeichen nach Wiederanpfiff setzte diesmal der CFC mit einem starken Konter. Am Ende wurde Seo frei vor dem Leipziger Tor angespielt, verfehlte jedoch knapp den langen Pfosten – das hätte der zweite Treffer für die Gäste sein müssen (49.).

Die Leipziger taten sich schwer, zur Dominanz der Anfangsphase zurückzufinden. Der CFC war spätestens seit dem Führungstreffer auf Augenhöhe mit den Leipzigern, deren Spiel zunehmend ungenauer und hektischer wurde. Eichinger sorgte dann mit einem abgefälschten Freistoß wieder für Gefahr vor dem CFC-Gehäuse. Daniel Adamczyk rutschte auf der Linie, hielt den Ball dennoch sicher fest (52.).

Im Gegenzug brachten sich die Chemnitzer direkt wieder mit einer Doppelchance in Stellung. Seos Schuss konnte Naumann nur nach vorn abklatschen lassen, war dann aber bei Mergels anschließendem Kopfball zur Stelle (53.).

In der 56. Spielminute musste Schiedsrichter Rasmus Jessen eine Behandlungspause einlegen. Nach kurzer Zeit war klar, dass es für den 36-Jährigen aufgrund einer muskulären Verletzung in der Wade nicht weiterging. Beide Mannschaften verabschiedeten sich für eine rund 25-minütige Spielunterbrechung in die Stadionkatakomben, bis ein Ersatz unter den Stadionbesuchern für den verletzten Unparteiischen gefunden wurde.

Nach einer kurzen Erwärmung nach der außerplanmäßigen Pause ging es in Probstheida mit Toni Bauer an der Pfeife weiter. Mit fortschreitender Spieldauer kamen immer mehr Emotionen ins Spiel. Die Chemnitzer boten dem Spitzenreiter in einer sehr unterhaltsamen Partie eindrucksvoll die Stirn und agierten vor allem in den direkten Zweikämpfen clever.

Die Leipziger rannten unentwegt an und versuchten den Ausgleich zu erzwingen. Es fehlte dem Spitzenreiter jedoch weiter an Ideen und so kam kaum noch Gefahr vor Adamczyks Kasten auf, auch weil sich die Chemnitzer leidenschaftlich in jeden Zweikampf und jeden Schuss des Favoriten warfen.

Nach einer Situation, in der die Himmelblauen im Kollektiv gleich zwei Abschlüsse der Loksche blockten, war es schlussendlich der eingewechselte Jannick Wolter, der einen langen, flachen Ball vor dem aus seinem Kasten enteilten Naumann erwischte und aus 25 Metern aufs leere Tor schoss – die Entscheidung mit dem Schlusspfiff (90.+9).

Aufgrund einer starken zweiten Halbzeit und der Abgezocktheit in der Schlussphase verdiente sich der CFC den Sieg beim Tabellenführer und macht damit Bayern München zur einzigen ungeschlagenen Mannschaft in dieser Saison im deutschen Profi-Fußball. Damit feiert der CFC das dritte ungeschlagene Spiel in Serie und Niklas Hoheneder verantwortet den zweiten Sieg in seinem zweiten Spiel in Hauptverantwortung an der Seitenlinie.

Am kommenden Freitag (19 Uhr) geht es für den CFC dann im Sachsenpokal-Achtelfinale zum Dresdner SC ins Heinz-Steyer-Stadion. Lok ist einen Tag später im selben Wettbewerb bei Oberligist Budissa Bautzen gefordert.

1. FC Lok Leipzig – Chemnitzer FC 0:2 (0:1)

LOK: Naumann 1 – Adigo 11, von Piechowski 28, Aracic 26 (63. Elsner 18),  Wilton  5 - Kang 29 (77. Ogbidi 27), Siebeck 14, Piplica 6 (86. Rieger 16), Verkamp 7 – Ziane 13 (C), Eichinger 19

CFC: Adamczyk 1 – Lihsek 8, F. Müller 23, Zickert 21, Reutter 16 – Rücker 17, Erlbeck 6 (33. Eppendorfer 25) – Seo 14 (86. Wolter 7), Mergel 11 (86. Fischer 27), Damer 13 – Eshele 20 (79. Malina 11)

Zuschauer: 5.792

Besondere Vorkommnisse: 56. Spielminute wurde die Partie aufgrund einer Verletzung des Schiedsrichters Rasmus Jessen unterbrochen. Nach 25 Minuten übernahm der Assistent die Leitung des Spiels und es wurde ein Ersatz-Linienrichter gefunden.