Sonntag, 09.02.2025

Der Chemnitzer FC trauert um leidenschaftlichen Fan und Mitarbeiter Jens Oppermann (†63)

Die gesamte himmelblaue Fußballfamilie des Chemnitzer FC trauert um einen großartigen Menschen, der sich als Fan, Ehrenamtler und Mitarbeiter größte Sympathien erarbeitet hat: Jens Oppermann ist am Samstagabend in den Armen seiner geliebten Frau Elke nach langer Krankheit in Chemnitz friedlich eingeschlafen. Er wurde 63 Jahre alt.

Ein Leben in Himmelblau

„Ich bin Himmelblau, was anderes gibt es für mich gar nicht.“ – So beantwortete Jens Oppermann die erste Frage in seinem großen Abschiedsinterview am 11. August 2024. Wir hatten uns mit Jens in einer Stadionloge vor dem Heimspiel gegen den FSV Zwickau verabredet. Sein CFC wollte ihm an diesem Tag mit vielen besonderen Momenten danken – für fast sechs Jahrzehnte Vereinstreue, Vereinsengagement und Vereinsliebe!

Denn Jens erzählte immer stolz, dass er ein Fan der ersten Vereinsstunde ist, auf dessen Wunsch sogar bei seiner Hochzeit im Standesamt CFC-Lieder ertönen mussten. Bereits in der Meistersaison 1966/67 nahm ihn sein Vater als Kind mit ins Stadion, um die Spiele des Vereins zu sehen, der ihm tatsächlich in die Wiege gelegt wurde. Auch seine hochschwangere Mutter besuchte ein paar Jahre früher mit ihm im Bauch Fußballspiele in Karl-Marx-Stadt. „Ich war schon drei Tage überfällig, da ist meine Mutter noch mit mir im Bauch ins Fußballstadion gegangen,“ erzählte Jens voller Wärme und Stolz an diesem schönen Sommertag in der Eventloge im Stadion. „Mit den Geräuschen eines Fußballstadions kann man mich also bis heute beruhigen“, strahlten seine Augen, obwohl Jens schon vor einem halben Jahr schwer von seiner Krankheit gezeichnet wirkte.

Ein Freigeist und sein bewegtes Leben – Verbundenheit trotz Schicksalsschlägen

Alle wussten, wie es um Jens stand. Er selbst ging offen damit um. Angst vor dem Tod hatte er nicht – er war mit sich im Reinen. Nur eines wurmte ihn: dass er seine liebe Frau Elke erst zur Europameisterschaft 2008 kennengelernt hatte. „Mit meiner lieben Frau hätte ich gern 20 Jahre länger verbracht.“ Elke war die Liebe seines Lebens, die seine größte Leidenschaft, den Chemnitzer FC, mitgetragen und für ihn mitgelebt hat.

Über Bratislava versuchte er Mitte der 1980er Jahre, in den Westen zu kommen. Sein Fluchtversuch scheiterte. „Ich wollte es versuchen, es hat nicht geklappt. Nunja – Feierabend. Ich habe dann ein neues Leben angefangen.“ Ein Thema, über das Jens bis zu seinem Tod nicht gerne sprach, weil es für ihn mit harten Konsequenzen verbunden war, die ihn als Mensch geprägt haben mussten. „Ich war kein Mama- und auch kein Papa-Söhnchen, sondern ein Freigeist und wollte es probieren, in den Westen zu kommen. Das ging schief. Die Konsequenz waren harte Repressalien und Knast, bis ich irgendwann in den Westen abgeschoben wurde. DDR-Knast war kein Spaß.“

Wie so viele Biografien im Osten war auch Jens Oppermanns Lebensweg von Brüchen geprägt. 1986 verschlug es ihn in den Südwesten, wo er 21 Jahre in Stuttgart lebte. Doch seine Heimat und sein CFC blieben immer ein Teil von ihm. Selbst in der Ferne hielt er den Kontakt, verfolgte jedes Spiel und plante seine Dienstpläne so, dass er nach der Wende möglichst viele Auswärtsspiele live erleben konnte.

Vom Ehrenamt zum festen Bestandteil des CFC

Nach seiner Rückkehr 2007 nach Chemnitz nahm er Kontakt zur damaligen Fanbeauftragten Peggy Schellenberger auf, um sich ehrenamtlich für den CFC zu engagieren. Es begann mit „Promotion-Touren im eigenen Auto für 100 Euro im Monat“, bei denen er CFC-Artikel aus dem Fanshop in der Stadt verteilte. „Zeug einpacken, Werbung machen und verkaufen – überall dort, wo wir uns mit dem Auto hinstellen durften!“ 

Das war der Beginn einer engen Zusammenarbeit, „die ohne die finanzielle Unterstützung meiner Frau gar nicht möglich gewesen wäre – auch für die Promotion-Touren durfte ich ihr Auto nehmen, da ich kein eigenes hatte. Damals gab es für Ehrenamtler noch nicht mal eine Freikarte für die Heimspiele.“ Erinnerte er sich bei unserem Gespräch und beobachtete dabei ganz verliebt seine Frau, die vor der Loge auf der Zuschauertribüne im Stadion auf ihn wartete. „2010 kam dann der Stammtisch dazu, den ich zwei Jahre später sogar geleitet habe. Das hat immer einen Riesenspaß gemacht.“

Aus seinem Engagement wurde irgendwann eine feste Mitarbeit im CFC-Fanshop. Zusätzlich entwickelte Jens mit großer Leidenschaft die Gellertwelle und das Blindenradio des Vereins. Er liebte es, die Spiele seines CFC zu kommentieren und setzte sich besonders für sehbehinderte Fans ein, um ihnen ein intensives Stadionerlebnis zu ermöglichen. Auch sein Einsatz für Inklusion und Barrierefreiheit im Verein war außergewöhnlich und bleibt unvergessen.

Zudem begann er, ein Vereinsarchiv aufzubauen, und verfügte über eine große Privatsammlung von allen möglichen Utensilien aus der Vereinsgeschichte. Bis zuletzt verfolgte Jens seinen CFC so intensiv, wie es sein Gesundheitszustand zuließ.

Abschied in tiefem Respekt

Helmut Brunhuber, Vorstandsvorsitzender des CFC, würdigt Jens Oppermann als einen echten Himmelblauen, der den Verein gelebt hat: „Jens war ein Mensch, der den Chemnitzer FC mit Herz und Seele verkörpert hat. Sein Engagement war unermüdlich, seine Liebe zu diesem Verein einzigartig. Wir verlieren nicht nur einen leidenschaftlichen Fan und Kollegen, sondern auch einen wunderbaren Menschen. Sein Andenken wird immer ein Teil des CFC bleiben.“

Auch Geschäftsführer Uwe Hildebrand erinnert sich an Jens als einen besonderen Menschen: „Jens hat den CFC nicht nur unterstützt – er hat ihn mitgestaltet. Er war ein Macher, ein Ideengeber, ein unermüdlicher Motor, wenn es darum ging, unseren Verein voranzubringen. Wir alle werden ihn vermissen, aber sein Wirken wird weiterleben.“

Danke, Jens!

Der Chemnitzer FC bringt seiner lieben Frau Elke, all seinen Freunden und Bekannten ein herzliches Mitgefühl zum Ausdruck.

Danke, Jens, für fast sechs Jahrzehnte Hingabe, Engagement und Liebe in Himmelblau. Menschen wie du füllen den Chemnitzer FC mit Leben und machen ihn zu einem besonderen Verein. Danke für all das, was du dem Club, seinen Fans, Mitarbeitern und Freunden gegeben hast. Dein Engagement bleibt unvergessen.

Lieber Jens, jetzt ist die Zeit des Abschieds gekommen. Danke dir für alles, du lieber Mensch. Du wirst uns sehr fehlen!

Ruhe in Frieden, Jens. Dein Verein wird dich nie vergessen.

In Liebe, dein CFC.