Im Interview spricht CFC-Geschäftsführer Uwe Hildebrand mit uns über den bevorstehenden Saisonhöhepunkt gegen den Schacht im Sachsenpokal. Der Karl-Marx-Städter verrät, warum er am Samstag am besten seine Nerventropfen nicht vergessen sollte, welche persönlichen Highlights er mit dem CFC bisher erlebt hat und fordert die Fans zu bedingungsloser und leidenschaftlicher Unterstützung am Samstag auf.
Außerdem spricht der 53-Jährige über die wirtschaftliche Bedeutung des Pokal-Krachers, die Vertragsgespräche mit Cheftrainer Benjamin Duda und die Weiterentwicklung der CFC-Frauenmannschaft. In Bezug auf die "Aufstiegsreform 2025" äußert er deutliche Kritik an der Haltung des DFB und fordert mutige Reformansätze, um den Ostfußball zu stärken und eine gerechtere Aufstiegsregelung zu etablieren.
Uwe, auf den Chemnitzer FC wartet die Heimspielwoche der Saison schlechthin. Was waren in deinem Leben als CFC-Fan bisher deine drei persönlichen Highlights?
Hildebrand: Juventus im Dezember 1989! Durch den Mauerfall eine wilde Zeit in jeder Hinsicht, und dann dieser Gegner. Fast 30.000 im Sportforum, eine ganze Stadt hat mitgefiebert – einmalig! Das DFB-Pokalspiel gegen Mainz 2014 ist ebenfalls unvergessen: 5:5 nach 120 Minuten, dann ein 10:9-Sieg im Elfmeterschießen – was für ein Drehbuch! Ebenso emotional war unser Sachsenpokal-Sieg gegen den Schacht vor zwei Jahren. Die Wucht im Stadion damals wünsche ich mir auch am 22. März 2025.
Die Fischerwiese ist seit Wochen restlos ausverkauft. Auch diesmal fiebert eine ganze Stadt einem Spiel entgegen. Wie blickst du auf das Bezirksderby am Samstag?
Hildebrand: Solche Spiele sind das Salz in der Suppe und der Lohn für unsere harte Arbeit. Durch den Klassenunterschied in den letzten Jahren gab es dieses Derby viel zu selten. Jetzt spürt man die riesige Vorfreude – bei den Fans, in der Stadt, im ganzen Verein. Ich kann es kaum erwarten!
Welche Strahlkraft hat dieses Spiel?
Hildebrand: Es geht darum, die aktuelle Euphorie um den CFC mitzunehmen und bestenfalls sogar noch weiter auszubauen. Die Live-Übertragung im MDR und fast 15.000 Zuschauer im Stadion sind eine großartige Bühne, um unseren Verein zusammen in seiner ganzen Kraft zu präsentieren und junge Menschen für Himmelblau zu begeistern.
Welche Erwartungen hast du an die Fans?
Hildebrand: Volle Unterstützung für unsere Mannschaft – 90 oder auch 120 Minuten lang. Ich wünsche mir, dass alle im Stadion, die zu Himmelblau halten, die Mannschaft an diesem Tag bedingungslos nach vorne peitschen. Gleichzeitig sollten wir – bei allen Emotionen, die an so einem Tag auch dazu gehören – unsere roten Linien nicht überschreiten. Allein 2.000 Kinder werden im Stadion sein. Sie sollen ein unvergesslich schönes Erlebnis haben und gemeinsam mit ihren Eltern wiederkommen wollen.
Welche Erwartung hast du an die Mannschaft?
Hildebrand: Für einige Spieler wird es das größte Spiel ihrer Karriere werden. Genau so müssen wir es auch angehen: mit Herz, Leidenschaft und Verstand. Es ist ein TV-Livespiel im MDR vor großem Publikum – die Chance für jeden Einzelnen, sich zu zeigen. Wer unser Trikot an diesem Tag tragen darf, muss bereit sein, alles für den CFC zu geben. Genau diese Herangehensweise hat schon gegen Dynamo Dresden geklappt, warum nicht auch gegen den Schacht?
Du sitzt auf der Trainerbank. Wie hoch ist dein Puls bei solchen Spielen?
Hildebrand: Meine Banknachbarn können ein Lied davon singen. (lacht) Ich bin nach den Spielen immer völlig fertig. Bei solchen Derbys liegt mein Puls locker bei 160 oder 170. Gesund ist das nicht, aber was tut man nicht alles für seinen Herzensverein?
Welche Bedeutung hat das Spiel wirtschaftlich für den Club?
Hildebrand: Es hilft uns enorm. Nach Abzügen bleiben etwa 80.000 bis 100.000 Euro Gewinn übrig – eine riesige Summe für einen Regionalligisten. Wir werden das Geld nutzen, um unser aktuelles Defizit zu verringern.
Wie ist der Stand bei der Vertragsverlängerung von Cheftrainer Benjamin Duda?
Hildebrand: Wir sind mit ihm im Austausch und die Gespräche verlaufen positiv. Unser klares Ziel ist es, mit Benni zu verlängern. Das haben wir ihm auch genau so mitgeteilt. Fachlich und menschlich sind wir absolut von ihm überzeugt. Gemeinsam mit Chris Löwe als Sportdirektor wollen wir in den kommenden Jahren mit Benjamin Duda als Cheftrainer etwas beim CFC aufbauen, um wieder größere sportliche Ziele ins Auge fassen zu können.
Wann gibt es eine Entscheidung?
Hildebrand: Ich bin optimistisch und denke, dass es nicht mehr allzu lange dauern wird, bis wir in der Sache öffentlich kommunizieren können.
Wie sieht es mit Dejan Bozic und Felix Müller aus? Auch deren Verträge laufen aus.
Hildebrand: Das läuft parallel. Chris Löwe ist jeden Tag nah an der Mannschaft dran und führt kontinuierlich Gespräche. Wir wollen mit beiden verlängern, weil sie sich voll mit dem CFC identifizieren und mit ihrer Qualität zu den Leistungsträgern im Team gehören. Sie haben unterschriftsreife Verträge vorliegen und wir hoffen, dass wir uns schnell einigen werden.
In welchen Bereichen siehst du Wachstumspotential beim Club?
Hildebrand: Wir müssen in allen Bereichen weiter wachsen – im Sponsoring, Ticketing und Merchandising. Das TV-Geld wird nicht weiter steigen, deshalb müssen wir unsere eigenen Einnahmequellen konsequent ausbauen – und gleichzeitig die Personalkosten stabil halten, um sportlich in der Regionalliga wettbewerbsfähig zu bleiben. Ein Schlüssel dazu ist ein starkes Stadionerlebnis mit einer besonderen, familienfreundlichen Atmosphäre. Wenn es uns gelingt, den Zuschauerschnitt in den kommenden Jahren weiter stetig zu steigern, wird das den gesamten Verein wirtschaftlich und sportlich enorm voranbringen.
Wie ist der aktuelle Stand bei den Sponsoreneinnahmen?
Hildebrand: Wir haben eine treue Sponsorenfamilie, vor allem Mittelständler aus der Region. Neue und ehemalige Partner kommen hinzu, was uns freut. Wir sind dankbar, wie sich unsere Sponsorenfamilie Stück für Stück vergrößert. Was uns derzeit fehlt, sind die großen Player der Stadt wie die Eins, als größter Stromversorger der Stadt, oder die Sparkasse. Ohne sie wird es schwer, den nächsten Schritt zu gehen. Wir sind im Austausch und hoffen, dass das Vertrauen in Zukunft beide Seiten wieder enger zusammenbringt.
Die Eins ist derzeit Sponsor der CFC-Frauen. Verfolgst du auch die Entwicklung der Frauen-Mannschaft?
Hildebrand: Absolut! Ich bin ein großer Fan des Frauen-Fußballs. Unsere CFC-Frauen haben am Sonntag mit 4:0 im Topspiel gegen Leipzig-Süd gewonnen – ein echtes Statement, weil vor der Partie im direkten Kampf um die Tabellenspitze ordentlich Druck auf dem Kessel war. Ich hoffe, sie krönen unter Trainer Swen Wolf ihre tolle Saison am Ende mit dem Aufstieg in die Regionalliga. Sie hätten es sich sehr verdient!
Welche Bedeutung hätte eine erfolgreiche Frauenmannschaft für den CFC?
Hildebrand: Eine große, wenn die Entwicklung weiter kontinuierlich vorangetrieben wird. Wir könnten damit ein echtes Alleinstellungsmerkmal in der Region schaffen. Carl Zeiss Jena und Union Berlin machen es vor. Vielleicht können wir die Frauen eines Tages in die GmbH integrieren. Das könnte helfen, Partner wie die Eins auch für den Männerfußball zurückzugewinnen. Ich bin überzeugt, dass unsere Frauen Meister werden und dann über die Relegation den Aufstieg schaffen. Ich drücke ihnen als Fan jedenfalls ganz fest die Daumen!
Relegation und Aufstiegsambitionen sind die passenden Stichworte: Die Initiative "Aufstiegsreform 2025" hat zuletzt in einem offenen Brief vom DFB echtes Engagement für eine gerechte Aufstiegsregelung in allen Regionalligen gefordert. Wie bewertest du die Reaktion von DFB-Präsident Bernd Neuendorf?
Hildebrand: Wir sind enttäuscht – über den Inhalt seines Antwortschreibens. Statt Verantwortung zu übernehmen, delegiert der DFB-Präsident das Thema nach unten. Er selbst bleibt außen vor, anstatt eine Lösung aktiv voranzutreiben. Die Argumente des DFB sind altbekannt und klingen – mit Verlaub – wie uninspirierte Ausreden. Was wir vermissen, sind echtes Engagement, mutige Reformansätze des größten Fußballverbands der Welt und vor allem Lösungen! Stattdessen wird die Debatte bewusst darauf gelenkt, warum etwas nicht geht, und die derzeitige Aufstiegsregelung allein mit der Anzahl der Herrenmannschaften in den Regionen begründet.
Warum ist das aus deiner Sicht problematisch?
Hildebrand: Das macht mich als Ossi fassungslos. Nach der Wende verschwanden Betriebe und Arbeitsplätze im Nordosten in riesigem Ausmaß. Viele Menschen mussten sich neu orientieren und sind deshalb auch in den Westen abgewandert. Und jetzt soll allein die Anzahl der Herrenmannschaften entscheidend sein? Nicht die Zuschauerzahlen, nicht die Tradition der Vereine, nicht die gescheiterte Integration des Ostfußballs nach der Wiedervereinigung? Das ist absurd.
Fühlst du dich vom DFB als ostdeutscher Traditionsverein ausreichend repräsentiert?
Hildebrand: Im Frühjahr 2025 haben wir einen ostdeutschen Traditionsverein in der Bundesliga und einen in der 2. Bundesliga. Das war’s. Statt sich zu hinterfragen und aktiv zu gestalten, um mehr ostdeutsche Vereine wieder nach oben zu bringen, erleben wir immer dasselbe Muster beim DFB: wegducken, verschieben, verzögern – bis sich irgendwann niemand mehr daran erinnert. Das steht im krassen Widerspruch zu Neuendorfs Ankündigungen, den Fußball wieder ins Zentrum zu rücken. Wir als Regionalligisten im Nordosten sehen davon in der Praxis jedenfalls nichts.
Neuendorf versprach bei seinem Antritt im März 2022, die Kluft zwischen Profis und Amateuren zu verringern. Warum bleibt die Aufstiegsregelung dann ausgerechnet an der Schnittstelle außen vor?
Hildebrand: Gute Frage! Die Initiative "Aufstiegsreform 2025" bringt konkrete Vorschläge ein, doch der DFB reagiert nur mit Worthülsen und drückt beim Veränderungsprozess die Daumen. Das ist viel zu wenig und steht im Widerspruch zu dem, was Neuendorf bei seinem Amtsantritt versprochen hat. Es wirkt, als wolle man das Problem aussitzen, statt Verantwortung zu übernehmen. Dabei ist klar: Ein fairer Wettbewerb braucht gerechte Strukturen – in allen Regionalligen. Der DFB und die Regionalverbände dürfen sich nicht weiter wegducken. Sie müssen endlich handeln. Wir sind gespannt, welches Engagement der NOFV am 31. März 2025 zeigt, um die Reform voranzutreiben. Die Vereine werden weiter für ihre Interessen kämpfen, so viel steht fest.
Alles Gute für das weitere Engagement für den Ostfußball und vielen Dank für das Gespräch, Uwe. Vergiss am Samstag auf der Trainerbank bitte nicht die Nerventropfen. Viel Erfolg beim großen Pokal-Kracher gegen den Schacht!
Interview: Henry Buschmann
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