Donnerstag, 24.04.2025

Gedenkstättenfahrt: Jugendliche aus Burgstädt auf Spurensuche in Hamburg – mit Unterstützung des Chemnitzer FC

Wie wächst Verantwortung? Wie entsteht Haltung? Und wie gelingt es, jungen Menschen einen Zugang zu Themen wie Ausgrenzung, Diskriminierung und Erinnerungskultur zu eröffnen, der sie nicht abschreckt – sondern einlädt, mitzudenken, zu hinterfragen und zu verstehen?

Der Chemnitzer FC versteht sich nicht nur als Fußballverein, sondern auch als Teil der Stadtgesellschaft – mit dem Anspruch, sich einzubringen, Haltung zu zeigen und jungen Menschen Wegbegleiter zu sein. In enger Partnerschaft mit der Diesterwegschule Burgstädt, einem langjährigen Bildungspartner des Vereins, wurde jetzt ein solches Projekt Realität: Eine Gedenkstättenfahrt nach Hamburg – begleitet von CFC-Antirassismusbeauftragtem Martin Ziegenhagen und Stephanie Beck vom Fanprojekt Chemnitz der AWO.

Lernen kann tief berühren – und verbinden

Zwei Tage lang waren Ziegenhagen und Beck Teil einer Klassenfahrt, die mehr war als ein Schulausflug. Sie wurde zu einem Erlebnis, das Bildung und Begegnung verbindet – mit einem Programm, das junge Menschen ernst nimmt und ihnen auf Augenhöhe begegnet.

Im Millerntor-Stadion des FC St. Pauli nahmen die Jugendlichen an einem Workshop des Projekts Lernort Stadion teil, das seit 2024 auch in Chemnitz aktiv ist. Im Mittelpunkt standen Fragen, die mitten ins Leben greifen: Wie zeigt sich Rassismus heute – auch im Fußball? Wo beginnt Diskriminierung im Alltag – und wie können wir ihr begegnen?

"Es war beeindruckend zu sehen, wie offen die Jugendlichen diskutiert haben – wie klar sie Position bezogen und gleichzeitig bereit waren, sich auf neue Perspektiven einzulassen", verrät Martin Ziegenhagen. "Wir haben miteinander gelernt – nicht nur über das Thema, sondern auch über uns selbst."

Eine Stadionführung und eine abendliche Hafenlichterfahrt rundeten den Tag ab. Es wurde gelacht, geredet und nachgedacht – über das, was war, und das, was kommt.

Neuengamme – ein Ort, der bleibt

Der zweite Tag führte in die Gedenkstätte Neuengamme, ein ehemaliges Konzentrationslager – heute ein Ort des Erinnerns und der Aufarbeitung. Für viele Jugendliche war es der erste direkte Kontakt mit der Geschichte des Nationalsozialismus.

"Solche Orte hinterlassen Spuren", meint Stephanie Beck. "Sie zeigen auf eindrückliche Weise, was passieren kann, wenn Menschenverachtung zur Norm wird – und warum es so wichtig ist, sich dem frühzeitig entgegenzustellen."

Was bleibt? Zwei intensive Tage, die nachwirken. Die Jugendlichen waren präsent, interessiert und offen für Neues – und für viele von ihnen wird diese Fahrt mehr gewesen sein als ein Schulprojekt.

Gemeinsam Haltung zeigen – mit echter Nähe

Für den Chemnitzer FC ist dieses Projekt kein Einzelfall, sondern Teil eines kontinuierlichen Engagements. Die Partnerschaft mit der Diesterwegschule ist gelebte Kooperation – mit gemeinsamen Zielen und echter Verbindung.

"Wir sind überzeugt: Haltung ist nichts Theoretisches", erklärt der Antirassismusbeauftragte Ziegenhagen. "Sie entsteht im Alltag, im Gespräch, in der gemeinsamen Auseinandersetzung. Die Fahrt hat gezeigt, wie viel Potenzial in unseren Jugendlichen steckt – und wie wichtig es ist, ihnen Raum und Vertrauen zu geben."

Ein Anfang mit Zukunft

Was bleibt, ist mehr als eine Erinnerung. Es ist ein Gefühl von Zusammenhalt, Offenheit und der Erfahrung, dass Bildung auch anders gehen kann – nah, emotional und mit direktem Bezug zur Geschichte.

"Diese Fahrt war mehr als ein Schulprojekt – sie bot die Möglichkeit, sich tiefgreifenden Themen zu nähern, getragen von Vertrauen und Engagement", sagt Stephanie Beck vom AWO-Fanprojekt. "Gemeinsam mit der Diesterwegschule, vielen weiteren Kooperationspartnern und dem CFC werden wir auch künftig geschützte Räume schaffen, in denen junge Menschen Fragen stellen dürfen – und daran wachsen können."