Sonntag, 26. März 2023 17:49 Uhr

Was macht eigentlich Anton Fink?

Bevor wir am vergangenen Mittwoch den Derbysieg feierten, empfing der Chemnitzer FC am 7. November 2015 zuletzt den FC Erzgebirge Aue. Damals stand unser heutiger Trainer Christian Tiffert noch auf der falschen Seite des Spielfeldes und Stürmer Anton Fink schoss die Himmelblauen in Führung. ClubMagazin hat den CFC-Rekordtorschützen gefragt, was er gerade macht.

Anton, vor siebeneinhalb Jahren bist du beim Chemnitzer FC mit deinem Derby-Tor gegen Aue fast unsterblich geworden. Kannst du dich noch an den Moment damals erinnern?

Anton Fink: Ja, ich weiß, dass ich frei vor Martin Männel stand. Philipp Türpitz hat mir den Ball über die Abwehr gelupft und ich hab' das Ding reingemacht. Schade, dass es am Ende nicht zum Sieg gereicht hat.

Heute spielst du immer noch, beim 1. FC 08 Birkenfeld in der Landesliga Mittelbaden. Kann man den Fußball dort mit deiner Zeit als Profi vergleichen?

Fink: Natürlich nicht. Es sind schon einige Ligen dazwischen. Mir ging es darum, dass ich Spaß am Fußball habe und den Jungs einfach helfen kann. Egal in welcher Situation. Meinen Lebensmittelpunkt habe ich jetzt nach Birkenfeld verlegt, weil meine Frau aus Pforzheim kommt, das ist nur 15 Minuten von hier. Hier habe ich jetzt meine eigene Familie.

War das eine große Umstellung?

Fink: Gar nicht so sehr. In den vergangenen Jahren habe ich gewusst, dass irgendwann mein Karriereende ansteht. Meine Familie sollte einfach wieder in den Vordergrund kommen. Ich habe zwei kleine Töchter, die sind in den vergangenen Jahren zu kurz gekommen. Ich war jedes zweite Wochenende weg, unter der Woche jeden Tag beim Training. Das hat geschlaucht.

Wie sieht dein Alltag heute aus?

Fink: Ich kümmere mich vorwiegend um meine Kinder. Das ist mir sehr wichtig, weil meine älteste Tochter jetzt das letzte halbe Jahr in den Kindergarten geht. Im September kommt sie in die Schule. Im Fußball engagiere ich mich nebenbei noch als spielender Co-Trainer beim 1. FC 08 Birkenfeld.

Sind deine Töchter auch für den Fußball zu begeistern?

Fink: Absolut. Sie sind eigentlich regelmäßig da. Vor allem jetzt, wenn der Sommer kommt, werden sie wieder öfter mit auf dem Sportplatz sein. Das freut mich persönlich als Papa total.

222 Pflichtspiele hast du für den CFC absolviert, dabei 118 Tor geschossen. Du bist Rekordtorschütze der Himmelblauen. Denkst du manchmal noch an deine Zeit beim Chemnitzer FC zurück?

Fink: Ja absolut. Ich habe dem CFC viel zu verdanken, aber auch andersherum. Mir hat es Spaß gemacht dort zu spielen, all die Menschen kennenzulernen. Es war eine schöne Zeit, die ich nie missen wollen würde. Deswegen habe ich dort auch immer wieder meinen Vertrag verlängert.

Wie ist dein Wechsel damals zum CFC abgelaufen?

Fink: Ich habe zu Beginn der Saison 2011/12 beim Karlsruher SC unter Trainer Jörn Andersen gespielt. Ich wollte aber unbedingt mehr Spielzeit bekommen. Als dann das Angebot aus Chemnitz von Gerd Schädlich kam, habe ich mich gemeinsam mit meinem Berater und den CFC-Verantwortlichen in Würzburg getroffen. Das Gespräch war so positiv, dass ich drei Tage später meine Zusage gegeben und in Chemnitz unterschrieben habe.

Wie hast du Gerd Schädlich als Trainer kennengelernt?

Fink: Gerd wollte mich unbedingt haben. Er war menschlich sehr in Ordnung und sehr offen. Für den Osten war er einfach ein cooler Typ. Als ich von seinem Tod erfahren habe, war ich sehr erschüttert, weil ich damit nicht gerechnet haben.

Bis zu deinem Wechsel 2017 zurück nach Karlsruhe habt ihr als Mannschaft immer wieder am Aufstieg in die 2. Bundesliga geschnuppert. Warum hat es nie ganz funktioniert?

Fink: Ich glaube uns hat die Konstanz gefehlt. Unter Karsten Heine waren wir in einer Saison zehn Spieltage lang Erster. Da hat jeder geträumt. Uns ist halt irgendwie die Puste ausgegangen. Einen Aufstieg hätte ich mir aber sehr gewünscht. Der Verein, die Stadt und die Fans hätten sich das absolut verdient.

Wenn man sich umhört, galtst du als sehr netter und pflegeleichter Fußballprofi. Warum hat es gerade beim CFC so gut zusammengepasst?

Fink: Ich brauchte als Profi ein Umfeld, in dem ich mich wohl fühle. Wo ich mich austoben kann. Das konnte ich in Chemnitz. Auf dem Platz habe ich von den Trainern viele Freiheiten gegeben. Das habe ich dann auch mit Vorlagen und Toren zurückgezahlt.

Welche Menschen sind dir in Erinnerung geblieben?

Fink: Nach Chemnitz habe ich immer Kontakte gepflegt. Mit Torsten Bittermann tausche ich mich regelmäßig aus. So viele sind aber gar nicht mehr da. Kontakt habe ich noch zum Brauclub in Chemnitz und dem ehemaligen Besitzer Francesco Karnapp. Wir sind auch zu seiner Hochzeit eingeladen.

Hast du ein bestimmtes Spiel oder einen bestimmten CFC-Moment, der dir im Kopf geblieben ist?

Fink: Das war der DFB-Pokalsieg gegen Mainz. Als wir nach 0:2-Rückstand noch bei 5:5 ins Elfmeterschießen gegangen sind. Sowas vergisst man nicht. Das wird ewig in Erinnerung bleiben.

Abschließend, dein Trainerschein ist bekanntlich schon in Arbeit. Sehen wir dich bald im Profifußball wieder?

Fink: Ich hoffe es. Ich will das, was ich über die Jahre im Profifußball gelernt habe, den Jüngeren weitergeben. Zum Beispiel in einem Nachwuchsleistungszentrum. Dann hoffe ich natürlich auch, dass ich dem Chemnitzer FC auf sportlicher Ebene wieder begegne. Den CFC werde ich nie aus den Augen lassen.

Dieses Interview wurde erstmals am 22. März 2023 im ClubMagazin Nr. 570 veröffentlicht. Jetzt lesen!

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