geboren: 30. Dezember 1952 in Rodewisch / gestorben: 29. Januar 2022 in Chemnitz
"Das Fußball-Geschäft muss nicht immer Show sein. Doch die Protagonisten, denen es um den Sport und nicht ums große Geld geht, werden immer weniger. Einer von ihnen ist in der Nacht zum Samstag für immer gegangen: Gerd Schädlich. Mit nur 69 Jahren. Eine lange Krankheit siegte über einen Mann, der vor allem in Sachsen unvergessen bleiben wird. Das, was er für den Fußball im Freistaat vor und nach der Wende geleistet hat, setzt ihm ein Denkmal.
Der Trainer Gerd Schädlich, der seine aktive Karriere beim FC Karl-Marx-Stadt schon mit 25 Jahren wegen einer langwierigen Verletzung beenden musste, war etwas Besonderes. Wachsame Augen, sein markanter Oberlippenbart, vor allem aber das leichte Lächeln, dass er zumeist seinen Gesprächspartnern schenkte, waren vereinnahmend. Schädlich strebte nach dem für sich ausgemachten maximalen Erfolg. Dazu brauchte er keine Top-Clubs. Er machte mit wenig Mitteln auch aus unbekannten Mannschaften anerkannte Vereine.
Sein Erfolgsrezept war die Akribie, vor allem auch seine ruhige, überzeugende Art, wie er seinen Spielstil vermittelte. Natürlich konnte Schädlich auch laut und hart sein, dabei aber nie unfair. Und noch ein Markenzeichen hatte er: Schädlich blieb immer selbstbestimmt. Wenn er merkte, dass er einer Mannschaft nicht mehr viel vermitteln konnte, zog er von sich aus einen Schlussstrich.“
"Gerd Schädlich hat große Spuren in der Region hinterlassen, mehr als Trainer, als es ihm als Spieler möglich war. Eine langwierige Verletzung zwang ihn dazu, seine aktive Laufbahn 1977 im Alter von nur 25 Jahren zu beenden. Nach einer fulminanten Spielzeit 2010/11 sicherte er sich mit dem Club vorzeitig den Meistertitel der Regionalliga und stieg mit den Himmelblauen in die 3. Liga auf. Dass es ihm danach nicht mehr gelang, mit dem CFC auch den dritten großen Club der Region ins Fußballunterhaus zu führen, hatte den ehrgeizigen Trainer mit dem Schnauzbart als Markenzeichen natürlich gewurmt. "Am Anfang hat das schon wehgetan. Aber das ist auch irgendwann abgehakt", sagte er damals. Von den geliebten Oberlippenhaaren hätte er sich übrigens sogar getrennt, wie er kurz vor seinem 60. Geburtstag im Gespräch mit "Freie Presse" verriet. Allerdings nur, wenn es mit dem Zweitligaaufstieg in Chemnitz geklappt hätte.
Gerd Schädlich war ein Trainer der alten Schule, meist am Morgen der erste an seinem Arbeitsplatz und oft der letzte Mitarbeiter, der die Kabine wieder verließ, wie sich sein Co-Trainer beim CFC, Torsten Bittermann, erinnert. Dass "Schäde" das Image des harten Hunds verkörperte, war vielleicht auch ein wenig seiner Art geschuldet. Manchmal kam er etwas mürrisch rüber. Dabei hatte er einen feinsinnigen Humor, nicht nur während der Schafkopfrunde mit den Freunden Christoph Franke und Joachim Müller. "Ich würde auch nicht sagen, dass er streng war. Natürlich war er sehr fordernd gegenüber seinen Spielern und hat das auch auf seine Art mit hoher Disziplin durchgesetzt", erzählt Bittermann: "Ich denke, dass er jetzt nicht der große Freund der Spieler war. Aber er hatte auch etwas sehr Väterliches, womit die Jungs auch immer auf seine Seite bekommen hat."
Andreas Richter, der 2010 als CFC-Kapitän Schädlichs verlängerter Arm auf den Rasen war, beschrieb seinen Coach damals so: "Er hat eine klare Linie. Und er ruft uns oft ins Gedächtnis, dass wir unser Hobby zum Beruf machen konnten und dass es sich lohnt, entsprechend zu leben. Jeder Spieler weiß, worauf er zu achten hat." Gerd Schädlich stand für Sachlichkeit, für Konstanz und Konsequenz - und für Respekt. Zum wöchentlichen Interviewtermin holte er Journalisten mitunter in sein Zimmer in der Kabine, nahm sich Zeit für die Fragen und gab seinem Gegenüber das Gefühl, kein lästiges Übel in seiner Arbeit zu sein. Diese Erinnerungen stammen aus einer Zeit, von der man aus heutiger Sicht manchmal nicht glauben mag, dass es sie gegeben hat.
Peter Müller, langjähriger Freund und früherer Mitspieler beim FCK: "Gerd kam als 18-Jähriger in die erste Männermannschaft beim FCK. Da haben wir in der Oberliga ein paar Spiele zusammen absolviert. Wir kommen beide aus dem Vogtland, er aus Rodewisch, ich aus Auerbach. Gerd war wirklich ein feiner Mensch, sehr bodenständig. Alles, was er von seinen Spielern gefordert hat, hat er vorgelebt. Nachdem seine Trainerlaufbahn vorbei war, haben wir uns mit Manfred Kupferschmied sonntags über Jahre in Erfenschlag im Café getroffen und über Fußball philosophiert. Das war unser kleiner Stammtisch. Ich werde Gerd sehr vermissen."